"Öko-R-ONT" der SBG Neumark im Praxistest bei der Netze BW
Doppelt innovativer Trafo in einer Ortsnetzstation im Kreis Ravensburg Bodnegg. Wie verhält sich Pflanzenöl als Isolator in einem regelbaren Transformator? Dieser Frage gehen die Netze BW und die Sächsisch-Bayerische Starkstrom-Gerätebau (SBG) seit der Osterwoche in einer Ortsnetzstation in Bodnegg (Landkreis Ravensburg) nach.
Rund 700 regelbare Trafos (‚R-ONT‘) der in Neumark/Sachsen ansässigen SBG seien laut Geschäftsführer Erwin Birbacher bei Verteilnetzbetreibern in Deutschland bereits installiert. Mit Pflanzenöl betriebene Ortsnetztrafos testet die Netze BW an inzwischen rund 70 Standorten. Beim Einsatz „der Kombination aus diesen beiden technischen Innovationen dürften wir aber weit und breit die ersten sein“ vermutet Martin Konermann, technischer Geschäftsführer der EnBW-Tochter.
Zunehmende Spannungsschwankungen aufgrund der besonders hohen Dichte an Fotovoltaik- Anlagen kennzeichnen vielerorts die Niederspannungsebene bei der Netze BW, wie auch im Bodnegger Ortsteil Rotheidlen. Der erwartete Zubau von Elektroladesäulen könnte in Phasen der Höchstlast diese Schwankungen noch verstärken. Die sich selbst regelnden Trafos stabilisieren das Netz. „Einen teuren und oft langwierigen Ausbau können wir damit vermeiden“, so Konermann. Der R-ONT von SBG bietet laut Birbacher aufgrund eines neuartigen Laststufenschalters der Maschinenfabrik Reinhausen weitere Vorteile: „Er kann unter Last schalten und Schaltschritte unter allen Bedingungen abschließen“. Zudem weise er die gleiche Grundfläche wie das konventionelle Pendant auf. Praktisch für die Netze BW, weil er problemlos in die vorhandene Station passte.
Insgesamt 102 ihrer rund 26.500 Ortsnetzstationen in Baden-Württemberg wird die Netze BW mit ‚Öko-Trafos‘ ausstatten. Spezielle Messsysteme ermitteln ein Jahr lang das Verhalten des vorwiegend aus Raps gewonnenen Isoliermittels unter Hitze, Kälte, Feuchtigkeit oder starker UV-Strahlung. Von Stuttgart aus fernüberwacht werden in Bodnegg aber auch die Betriebsdaten zur selbsttätigen Spannungsregelung. Der Hintergrund des Pflanzenöl-Projekts: Besonders in ökologisch empfindlichen Bereichen wie Wasserschutzschutzgebieten ist Mineralöl beim Betrieb von Trafos nicht erlaubt. Die bisher eingesetzten Alternativen gelten als technisch aufwändig und zudem teuer. Im Falle positiver Testergebnisse könnte zukünftig generell auf Mineralöl in Trafos verzichtet werden.